Samstag, 18. März 2017

Bevor ich sterbe − Erich Fried

Der vierte Text, den ich euch heute vorstelle, heisst "Bevor ich sterbe" und wurde vom österreichischen Lyriker Erich Fried geschrieben. 
Dieses Gedicht dreht sich um den Tod. Ich wusste, als ich mein Thema festlegt habe, dass sicherlich ein Gedicht über den Tod hier vorgestellt wird. Der Tod ist ein Abschied für immer, dieser Text behandelt also den für mich schwierigsten Abschied.
Ich habe Erich Frieds Gedicht als mein Hauptgedicht gewählt, da ich sehr schön finde wie er vor dem Sterben an die Liebe, Hoffnung und das Glück des Lebens denkt, und nicht etwa über die Traurigkeit des Todes.

Bevor ich sterbe

Noch einmal sprechen
von der Wärme des Lebens
damit doch einige wissen:
Es ist nicht warm
aber es könnte warm sein

Bevor ich sterbe 
noch einmal sprechen 
von Liebe
damit doch einige sagen:
Das gab es
das muss es geben

Noch einmal sprechen 
vom Glück der Hoffnung auf Glück
damit doch einige fragen:
Was war das
wann kommt es wieder?

Erich Fried (1921-1988)
 
Autor
Der österreichische Lyriker, Übersetzer und Essayist Erich Fried ist am 6. Mai 1921 in Wien auf die Welt gekommen. Er war das einzige Kind einer jüdischen Familie. Sein Vater Hugo war von Beruf Spediteur und seine Mutter Nellie war Grafikerin.
In Deutschland war Erich Fried einer der Hauptvertretter der politischen Lyrik. Oft wurde Fried wegen seiner politischen Haltung auch kritisiert.
In Folge eines Gestapo-Verhörs starb Hugo Fried 1938. Erich Fried floh daraufhin über Belgien nach London, wo er die Selbsthilfegruppe Emigrantenjugend gründete. Durch deren Hilfe schaffte er es, mehrere vom Krieg gefährtete Personen nach England zu holen, worunter auch seine Mutter war.
Um sich während des Kriegs über Wasser halten zu können, arbeitete er gelegenheitlich als Bibliothekar, Milchchemiker und Fabrikarbeiter. Später war Fried unteranderem auch Kommentator einer deutschen Sendung der BBC.
Sechs Kinder, aus drei verschiedenen Ehen hatte Erich Fried. 
Am 22. Noovember 1988 starb Fried in Folge eines Darmkarzinoms, in Baden-Baden. 


Entstehnungszeit
Ich habe keine genaue Jahreszahl gefunden, wann dieses Gedicht von Fried geschrieben wurde. Dies könnte den Grund haben, dass es doch ein sehr persönlicher und privater Text ist, falls er ihn vor seinem Tod geschrieben hat.
  
Grafische Darstellung
Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu fünf oder sechs Versen.
Es gibt keinen einzigen Reim in diesem Text, das Reimschema ist also nicht klar definierbar und unregelmässig.
   
Metrum
Das Metrum dieses Gedichtes ist auch unregelmässig, der Rhythmus und die Betonungen sind also nicht bestimmbar.

Bildlichkeit
Eine Metapher finden wie in der ersten Strophe, im Vers zwei (von der Wärme des Lebens). Die Wärme des Lebens steht metaphorisch für all die schönen Erlebnisse, die ihm positiv in Erinnerung geblieben sind vom Leben. Auch der Kontakt mit Menschen, die Liebe und das Glück verbindet Fried mit Positiven, was mit Wärme assoziiert werden kann.

In der ersten Strophe lässt sich im Vers fünf noch eine Metapher erkennen (aber es könnte warm sein). Er will damit sagen, dass wenn man will, man etwas aus dem Leben machen kann, damit es warm wird. Er will die Menschen auch dazu auffordern, über die Wärme des Lebens nachzudenken, um etwas zu ändern.

Der sechste Vers in der zweiten Strophe enthält eine Metapher (das muss es geben). Fried macht den Menschen in diesem Vers Mut, nach der Liebe zu suchen. Auch wenn die Liebe manchmal versteckt ist und man sie schwer finden kann, will Fried, dass die Menschen hoffnungsvoll bleiben und nicht aufhören nach ihr zu suchen.

Die Metapher "Noch einmal sprechen", finden wir in jeder Strophe. In der ersten und dritten Strophe ist sie im ersten Vers vorhanden und in der zweiten Strophe finden wir sie im zweiten Vers. Bevor das lyrische Ich stirbt, will es umbedigt nochmals von Wärme, Liebe und Hoffnung sprechen. In einer Art letzten Botschaft will es nochmals zu allen Menschen reden.
 
Die dritte Strophe bringt im vierten und fünften Vers eine Metapher hervor (Was war das wann kommt es wieder?). Die Menschen sollen auf das Glück neugierig werden und sie sollen sich erinnern, dass das Glück etwas war, was sie im Leben brauchten. Sie wollen das Glück zurüchhaben, sie erwarten es sehnlich (vgl. Vers 16).

Inhaltsangabe
Das Gedicht "Bevor ich sterbe" von Erich Fried aus einem unbekannten Erscheinungsjahr, handelt von einem lyrischen Ichs, welches in einer letzten Botschaft vor seinem Tod, die Menschen dazu aufruft über die Liebe, die Hoffnung und das Glück nachzudenken. Ich habe dieses Gedicht in einem Buch von Marcel Reich-Ranicki gefunden, welches den Titel "Die besten deutschen Gedichte" trägt.

Titel und Thema des Gedichts
Mein Hauptgedicht trägt den Titel "Bevor ich sterbe". Dieser Titel deutet schon beim ersten Lesen darauf hin, dass uns das lyrische Ich im Gedicht etwas mitteilen möchte, bevor es stirbt. Da das lyrische Ich uns diese Mitteilung vor seinem Tod überbringen will, handelt es sich wahrscheindlich um etwas sehr wichtiges, was es umbedingt noch los werden muss.
Man kann durch den Titel auch schon darauf schliessen, dass es sich im Text um den Abschied in Form vom Tod dreht. 

Das Thema des Gedichts ist die letzte Botschaft. Das letzte, was das lyrische Ich uns vor seinem Tod mitteilen möchte, steht hier im Fokus. Es ist ihm nicht nur wichtig, dass es nochmals zu den Menschen sprechen kann, sondern auch, dass es von Elementen sprechen kann, die ihm in seinem Leben wichtig waren.
Das lyrische ich legt in seiner Botschaft Wert darauf, die Menschen zum Denken anzuregen, damit sie etwas ändern können. 

Stimmung und das lyrische Ich
Dieses Gedicht enthält ein lyrisches Ich, welches vielleicht nicht mehr lange zu leben hat (vgl. Vers 6). Dementsprechen ist das lyrische Ich ermutigt, noch einmal stark zu sein, um uns etwas mittzuteilen (vgl. Vers 1,7,12).
Ihm ist es wichtig, dass seine Botschaft einige Menschen erreicht, die sie verstehen können (vgl. Vers 3,9,14). Es lässt sich dadurch in diesen Versen auch Hoffnung des lyrischen Ichs erkennen.
Die Stimmung ist einerseits ernst, da das lyrische Ich dringlich zu einem spricht (vgl. Vers 4 und 11). Als Leser versteht man folglich sehr gut, dass das lyrische Ich versucht, die Menschen dazu anzuregen, über ihr Leben nachzudenken und sich die Worte des lyrischen Ichs zu Herzen zu nehmen.
Andererseits ist die Stimmung auch friedlich und berauschend, wie man es in den Versen zwei, acht und 13 erkennen kann. Das lyrische Ich spricht trotz des bevorstenden Tod, von der Wärme des Lebens, die die Menschen erreichen soll. Es spricht von der Liebe, eine Sache die ihm wichtig ist, die die Menschen suchen und finden sollen. Und er spricht vom Glück der Hoffnung auf Glück. Also, dass die Menschen das Glück erkennen sollen, die Hoffnung auf das Glück zu haben.
  
Besonderheiten
Eine Besonderheit ist mir in der zweiten Strophe aufgefallen. Der erste Vers ist nämlich der einzige, der den Titel "Bevor ich sterbe" enthält. Dies könnte den Grund haben, dass das lyrische Ich nochmals extra betonen möchte, wie wichtig ihm die Liebe ist. 
Erich Frieds Leben war nämlich von Liebe erfüllt, wie man aus seinen sechs Kindern und drei Ehen schliessen kann.
Auch besonders finde ich, dass er in jeder Strophe, andere Verben nimmt um den drittletzten Vers zu beenden. In der ersten Strophe wissen einige Menschen Beschied über die Wärme des Lebens, in der zweiten Strophe sagen einige etwas über die Liebe und in der dritten Strophe fragen einige Menschen nach der Hoffnung auf Glück.
 
Quelle 
Reich-Ranicki, Marcel (Hrsg.),
Die besten deutschen Gedichte, Berlin 2012, S. 232.
Wikipedia,
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Fried, 27.4.2017, 21.06 Uhr.
Erich Fried,
http://www.erichfried.com/foto-DE.html, 27.4.2017, 21.10 Uhr. 

1 Kommentar:

  1. Hallo Chantal
    Über das Thema Abschied sprechen wir Menschen nicht gerne weil er uns allen schwer fällt, uns von geliebten Menschen zu trennen. Ich finde es schön, dass du dieses Thema trotzdem aufgegriffen hast und dich damit beschäftigst. Der Hintergrund mit der Strasse im Wald finde ich traurig und düster, was mich sehr an den Abschied erinnert. Schön finde ich, dass du zu fast allen Gedichten, Poetry-Slams und Songtexten auch etwas über Autor erwähnt hast, was andere nicht gemacht haben. Achte darauf, bei diesem Gedicht beispielsweise die Lyrikanalyse nicht vergessen geht. Unbedingt würde ich noch kennzeichnen, welches dein Hauptgedicht sein wird, welches du genauer unter die Lupe nehmen wirst. Den Kommentar habe ich unter dieses Gedicht ,,Bevor ich sterbe'' geschrieben, da mir dieses Gedicht am meisten gefällt. Unter anderem wird hier auch ein anders Thema; Der Abschied vom Leben, aufgegriffen. Ich wünsche dir weiterhin viel Spass an deinem Blog und vor allem viel Erfolg.
    Mit lieben Grüssen Selmanita

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