Sonntag, 12. März 2017

Abschied - nach berühmtem Muster − Mascha Kaléko

In meinem heutigen Post stelle ich euch mein drittes Gedicht vor. Es wurde von Mascha Kaléko geschrieben, welche 1907 in Polen geboren und 1975 in Zürich gestorben ist.
Ich habe dieses Gedicht bewusst gewählt, da ich zu meinem Thema auch ein Gedicht haben wollte, wo jemanden verlassen wird.
Auch wenn sich das Gedicht nicht um den Tod direkt dreht, mag ich an diesem Gedicht sehr, dass die Autorin schon im ersten Vers der Bitterkeit des Todes ins Auge blickt, und uns dies auch im letztes Vers nochmals vor das Auge führt. Dies verleiht dem Gedicht dieses Traurige, welches ich direkt mit dem Tod verbinde. Denn wie sie schreibt, heisst Tod, für immer Abschied zu nehmen.

Abschied- nach berühmten Muster

Scheiden heisst sterben. Und Abschied, das ist Tod.
Noch eh du fortgehst, hast du mich verlassen.
Schon trauert es um dich in allen Gassen,
Und "letzter Tag", das schmeckt wie Gnadenbrot.

Warten heisst welken. Nichts kehrt so zurück,
Wie's einmal war. Wer kann das wohl ergründen?
Du wirst mich treffen, aber nicht mehr finden.
So wird es sein. Ich kenne dieses Stück.

Der Vorhang fiel, wie es das Stück gebot.
Zuhaus erwarten mich vier fremde Wände.
Dein Schritt verhallt. Und so beginnt das Ende.
Scheiden heisst sterben. Und Abschied, das ist Tod.

Mascha Kaléko (1907-1975)

Autor
Golda Malka Aufen alias Mascha Kaléko wurde im Juni 1907 in Polen geboren und ist im Januar 1975 in Zürich gestorben. Sie war eine deutschsprachige Dichterin, wessen Eltern aus Russland und Österreich stammten.

Entstehungszeit 
Dieser Text wurde zwischen 1907 und 1975 geschrieben, in der Zeit, als Mascha Kaléko lebte. Eine genaue Jahreszahl habe ich leider nicht gefunden.

Grafische Darstellung 
Das Gedicht wurde in drei Strophen zu vier Versen verfasst. Die Verse sind in umarmende Reime gegliedert (abba). Der Reim, der Verse eins und vier in der ersten Strophe, ist unrein ("Tod" - "Gnadenbrot"). 
Auch in der zweiten Strophe lässt sich einen unreinen Reim erkennen. (Vers eins und vier "ergründen" - "finden"). 
In der dritten Strophe sind die Verse eins und vier ("gebot" - "Tod") und die Verse zwei und drei ("Wände" - "Ende") unrein.

Metrum
Es lässt sich in diesem Gedicht kein regelmässiges Metrum erkennen, wodurch es auch keinen klaren Rhythmus hat.

Bildlichkeit
Im Titel befindet sich eine Metapher (Abschied - nach berühmten Muster). Es steht metaphorisch dafür, dass der Abschied etwas ist, was jeder schon einmal erlebt hat. Er ist bekannt dafür, schmerzhaft und unangnehm zu sein. Das berühmte Muster deutet darauf hin, dass jemand verlassen wird, und der andere traurig zurückbleibt, wie man es schon mal erlebt hat.

Der erste Vers enthält eine Metapher (Scheiden heisst sterben. Und Abschied, das ist Tod.) Der Schmerz, den sie beim Abschied empfindet, fühlt sich für sie an, wie der Tod.

In der Strophe zwei im Vers eins, finden wir eine Metapher (Warten heisst welken). Es steht metaphorisch dafür, dass man beim Warten die Hoffnung verliert und nicht mehr viel erwartet. Warten lässt einen altern, man ist nicht mehr so motiviert.

Es lässt sich in der zweiten Strophe eine Metapher im Vers drei finden (Du wirst mich treffen, aber nicht mehr finden.). Die verlassene Person kann zwar physisch wieder getroffen und berührt werden, psychisch jedoch hat sie schon längst mit dieser Person abgeschlossen, von der sie verlassen wurde.

Eine fünfte Metapher befindet sich in der Strophe drei, Vers vier (Dein Schritt verhallt,). Das Verhallen des Schrittes steht dafür, dass jemand langsam verlassen wird, was es noch länger und schmerzhafter scheinen lässt.

Quelle:
Zoch-Westphal, Gisela (Hrsg.)
Kaléko, Mascha, In meinen Träumen läutet es Sturm, 21. Auflage, München 2001, S. 29. 
Wikipedia,
https://de.wikipedia.org/wiki/Mascha_Kal%C3%A9ko, 15.4.2017, 17.37 Uhr.
RadicalJew,
http://radicaljew.com/pihi-by-mascha-kaleko/, 16.4.2017, 16.18 Uhr. 

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